Kern der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) ist die Vorstellung, dass die Lebensenergie Qi im Körper in Meridianen zirkuliert, die den gesamten menschlichen Körper durchziehen. Die insgesamt 14 Meridiane bilden einen Kreislauf, der innerhalb von 24 Stunden einmal von der Lebensenergie Qi durchflossen wird. Aufgereiht auf den Meridianen wie Perlen auf einer Schnur findet man die Akupunktur- oder Akupressurpunkte. An den Akupressurpunkten sind die Meridiane mit der Körperoberfläche verbunden. Durch die Einwirkung von außen kann die Energie hier bewegt werden. Ein Meridian besitzt entweder Yin- oder Yang-Qualität. Stellen Sie sich dazu einen Menschen mit nach oben gestreckten Armen vor.
Nach der TCM-Vorstellung ist der Mensch in den Energiekreislauf von Himmel (Yang) und Erde (Yin) eingebunden. Ihre Namen haben die Meridiane von den inneren Organen, wie sie in der Traditionellen Chinesischen Medizin beschrieben sind. Ein Meridian bildet mit seinem zugehörigen Organ und der zugeordneten Wandlungsphase den so genannten Funktionskreis im engeren Sinne.
Jeweils ein Yin- und ein Yang-Meridian sind miteinander verbunden oder gekoppelt, sodass sich eine Störung des einen Meridians auch auf den gekoppelten auswirkt. Oft spricht man hier auch von einem Funktionskreis im erweiterten Sinne.
4 Meridiane (Yin – Yang – Yand – Yin) bilden jweils einen so genannten „Umlauf“. Drei solcher Umläufe gibt es pro Körperhälfte. Einen vorderen, einen seitlichen und einen hinteren Umlauf. Im Laufe eines Tages durchfließt das Qi also alle Meridiane einmal, angefangen vom Lungen-Meridian bis zum Nieren-Meridian. Daraus leiten sich für jeden Meridian Maximalzeiten ab, in der er von der Lebensenergie durchflossen wird. Die Kenntnis dieser Maximalzeiten ist auch für die Beurteilung von Krankheitszeichen von Bedeutung: So treten Herzbeschwerden vermehrt zur „Zeit des Herzen“, das heißt zwischen 11 und 13 Uhr auf, Gallenkoliken dagegen bevorzugt nachts zwischen 23 und 1 Uhr. Neben den zwölf Haupt-Meridianen gibt es noch zwei Sonder-Meridiane, das Konzeptions- und das Lenkergefäß. Diese verlaufen auf der Körpervorderseite bzw. der -rückseite in der Mittellinie und stellen übergeordnete Meridiane mit direktem Bezug zu Yin und Yang dar.
Quelle: Atlas der Akupressur, Bernhard C. Kolster